Sommer ist Grillzeit! Auch – ich meine ja, das ganze Jahr ist Grillzeit. Nur Hochsaison ist im Sommer. Überall locken mich Anzeigen, Plakate und Sonderausgaben mit lautmalerischem «Tsch tsch» als «Grillitarier» mit Sonderangeboten und verführerischen Bildern.
Letzthin kam das Gespräch aufs Thema «Grillieren» und ich fragte meinen Kollegen, was er denn davon halte. «Grill ist geil…» war die spontane Reaktion. Was aber noch viel mehr aussagte, war die veränderte Haltung und der erwartungsvolle Blick, der damit einherging. Da war eine erhöhte Körperspannung erkennbar und die Augen begannen zu leuchten. «…und dann am Grill stehen und ein Bier…» ergänzte er nach einem kurzen In-sich-Gehen. Kino im Kopf. Ich weiss genau, was er meinte.
Ich muss mich hier als Neugriller outen. Immer wieder mal stand ich im Gross-Gartencenter in der Grillabteilung und habe in stiller Einkehr die blinkenden Grillmonster mit den einladend grossen Drehgriffen betrachtet und mir vorgestellt mit einem Bier am Grill… Das ist irgendwie so wie Tools für Kerls im Baucenter. Dann kam aber die Stimme der reinen Vernunft, also meine Frau, und führte mich zurück in die profanen Gefilde der Gartenerde, Blütenvielfalt und vielversprechenden Düngermöglichkeiten.
Doch dann wurde völlig unerwartet das Familienprojekt «Gasgrill» lanciert und die Stimme der reinen Vernunft wurde in einen basisdemokratischen Prozess überstimmt. Nach einer Intensivrecherche zusammen mit Google, der ja bekanntlich dein Freund ist und alles weiss, war das Gerät ausgesucht, die stabile Grillzange und die Abdeckung bestellt und die Frage nach dem täglichen Pflegeaufwand mit dem Stichwort «Pyrolyse» auf ein erträgliches Minimum reduziert. (Es heisse ja schliesslich Grill und nicht Putze – Zuviel schadet nur!) Bei einem Grillgespräch unter Freunden erfuhr ich dann auch, dass der weise Griller zwei Gasflaschen besitzt, weil die Flasche immer dann leer ist, wenn du mitten am Fleischbrutzeln bist.
Jetzt stehe ich an meinem neuen Gasgrill und habe ein kühles, trübes Hopfengetränk der Kleinbrauerei in der Hand. Auch der Sommer hat seine besonders schönen Momente. Das Grillgut ist vorbereitet und bereitgestellt. Salat, Brot und Kartoffeln (nicht nur Chips, sondern auch «Gschwellti» oder auf Neudeutsch «Beikdtpateïtos») mit Sauerrahm und feinen Gewürzen, die Steaksauce und die Kräuterbutter warten auf ihren Einsatz. Auch die Flasche «Ketschöpp» schleicht sich noch auf den Tisch.
Ich beginne jetzt nicht nur ein neues Kapitel in meiner Kochkarriere, es beginnt auch die Suche nach den stimmigen Gimmicks. Bei Tischsets, Tischdiener und Windlichtern bin ich fündig geworden. Ich bevorzuge hier zum Beispiel das Tischset BBQ Time oder Prost. Mein absoluter Liebling ist der Tischdiener – die Megamenage der Grillkultur. Hier findet alles Platz, das sich sonst wild auf dem Tisch ausbreitet. Keine Suche mehr nach der Steaksauce oder des Bestecks, du weisst wo du Servietten findest, oder wo das Glas mit den Dörrtomaten oder Cornichons zu finden sein sollte. Finde Passendes und kombiniere frisch von der Leber weg. En Guete!
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