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  • AutorenbildDaniel

Chum mer chlopfed no en Jass

Du sitzt gemütlich in der Beiz bei einem Glas von einem hellen Diesem oder rotem Jenem, isst eine Kleinigkeit und bist mit Dir und der Welt im Reinen. Und dann bricht ein Sturm der Gefühle, schiere Verzweiflung, ein emotionaler Orkan los und zerreisst die Ruhe und Stille, die hier noch vor Kurzem herrschte: «Aber was söll dänn das, warum häsch nöd gschmiert!», «Das muesch doch märke, wenn ich d’Sau spiele und du häsch de Puur – Heiriiii!», «Sit Jahre jassed mer zäme und du häsch immer nonid gschnallt, dass ich aaziehe und nöd verwerfe!», «Zum Glück chasch d’Charte nöd vercheert ume hebe, sus wüstisch gar nie, was söllsch uusspiele!»

Jassen ist Kartenspiel – aber nicht nur ein Spiel. Es gehört zur Schweiz wie der Cervelat, der Hosenlupf und der Waschküchenschlüssel. Bei allen drei geht es ums Eingemachte. Schweizerisches mit Konfliktpotential. Wehe es wird daran etwas geändert, da gerät des Schweizers Gemüt in Wallung und es kann ganz schön dynamisch werden.


Wir Schweizer haben den Ruf eher dem Ruhigen, Gemächlichen und Zurückhaltenden zugeneigt zu sein und mit wenigen Ausnahmen mag das ja auch stimmen. Eine derselben ist das Jassen. Da kann die sanfte Seele schon recht in Wallung geraten und aus der Stille schafft sich plötzlich ein verbaler Berserker Platz, der sich gehörig Luft verschafft. Stammgäste nehmen’s gelassen: «Alles beschtens, sie jassed.»


Für den unbedarften Besucher hingegen wirkt so eine Szene beunruhigend, beängstigend, verwirrend. Packen sie sich jetzt gleich am Kragen? Meistens nicht und kurz darauf herrscht auch wieder die gleiche aktive Stille. Vielleicht hätte jener Unbedarfte bereits beim Austeilen der Karten misstrauisch werden sollen. Jassen ist der Poker der Schweiz. Die Spieler sitzen stumm und hoch konzentriert mit neun Karten am Tisch. Die Spannung ist fast greifbar. Bis, ja eben, bis die letzte Karte gespielt wurde und die Emotionen wieder überkochen. Spätestens nach einem weiteren Spiel ist dann auch dem Neuling klar: Das muss anscheinend so sein, ist ein integrierter Bestandteil des Spiels und kulturell tief verankert. Denn nach einem langen Spielabend trennen sich beste Freunde – immer noch über verschiedene Spielzüge diskutierend – wohl wissend, dass sie sich kommende Woche wieder zum Jassen treffen und auf Teufel komm raus Karten klopfen werden.


Wie alle guten Spiele ist das Jassen ein unkompliziertes Spiel, das aber in vielen offiziellen und inoffiziellen Varianten gespielt wird. Und, da wir ja in der Schweiz sind, wird das Spiel von Region zu Region mit leicht unterschiedlichen Regeln und anderen Karten gespielt. Was sicher allen Regionen gemein ist, sind die Gefühlseruptionen, nachdem die letzte Karte gespielt ist. Ein weiser Mann hat mir dazu erklärt: «Immer vorher die Regel abstimmen, dann macht’s Spass – auch wenn’s laut wird.» Das Schöne daran ist das Verbindende. Über alle Sprachregionen, alle Kantone, egal ob Stadt oder Land, gejasst wird überall. Natürlich mit teilweise «falschen» Karten – eben von Region zu Region unterschiedlich.


Ich selbst bin je eher der Typ «Beliebter Gegner», aber es gibt wahre Strategen und Meister ihres Fachs, die auch aus einem schlechten Blatt noch einiges rausholen können. Weiss der Gugger wie sie’s machen. Mir kommt’s schon fast wie Zauberei vor. Und dann haben sie auch noch ganze Spiele im Kopf, wissen wer wann welche Karte gespielt oder eben nicht gespielt hat. Unerklärlich für die Einen, ganz selbstverständlich des Andern. Dabei bleibt es immer auch ein Glücksspiel, solange ohne Tricks gespielt wird. Und das ist sicherlich auch ein wesentlicher Grund, warum Jassen und Kartenspiele so beliebt sind. Es hat mit Glück zu tun, das man – im wahrsten Sinn des Wortes – selbst in der Hand hat.

Zum Jassen gehört auch – quasi als integrierter Bestandteil des Spiels – die passende Verpflegung, die natürlich auch hier von Region zu Region unterschiedlich ist. Für manche gehört ein Bier oder ein Glas Wein dazu oder ein Wasser oder ein Kaffee oder ein Was-auch-immer. Etwas zum Reinbeissen, Knabbern oder Schnabulieren wird auch nirgends verachtet. Bei en-detail findest Du passende Accessoires wie Bierdeckel, Servietten, Tablare oder Etageren, die bestens neben einem Jassteppich Platz finden und die Spielzeit versüssen oder zusätzlich würzen können.


Jassen verbindet und in den meisten Haushalten findet sich auch ein Kartenspiel, das darauf wartet zu einem Schieber, Guafför, Bandur, Schellenjass oder einem fröhlichen Tschau Sepp ausgeteilt zu werden. Nimm dein Glück in Hand, pack es bei den Hörnern und spiele mit Lust, voller Freude und viel Genuss.

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